Auf der Anno 1900 waren dieses Jahr wiedermal zahlreiche Verkaufsstände am Start, darunter das Atelier Jan Schäfer. Die Militärkopfbedeckungen, auch Schiffchen genannt, fielen natürlich sofort ins Auge. In einem Interview erklärte sich Jan Schaefer dazu bereit, uns sein Handwerk näher vorzustellen.
Können Sie sich kurz vorstellen?
Mein Name ist Jan Schäfer und ich komme aus dem Saarland. Beruflich bin ich Mediengestalter und in meiner Freizeit fotografiere ich, mache Musik und beschäftige mich mit Mode und Design.
Seit wann entwerfen Sie Schiffchen und wie kamen Sie auf die Idee, Schiffchen modisch zu gestalten?
2012 kaufte ich einige Schiffchen für ein Military-Shooting und nach dem Shooting wollte ich die Schiffchen nicht wegwerfen, sondern überlegte, was ich damit machen könnte. So kam ich darauf, sie abzuändern, zu dekorieren oder sonst wie ausgefallen zu gestalten. Dies weckte auch den Wunsch in mir aus altem neues zu machen und nachhaltig zu sein. Außerdem ist mein erklärtes Ziel, einen militärischen Aspekt in die Alltagsmode zu integrieren, weil Militärmode viel schöner ist, wie die meisten Menschen sich vorstellen können.
Wie viel Zeit und Arbeit steckt im Design eines einzelnen Schiffchens?
Dies ist sehr verschieden und hängt stark vom Aufwand und der Komplexität eines Entwurfs oder Modifikation ab. Aber erst mal muss das Basismodell, welches ja immer ein echtes militärisches Schiffchen aus Armeebeständen aus aller Welt ist, überhaupt erst bereit gemacht werden. Dazu muss das Basis-Schiffchen erst mal gereinigt, gebügelt oder eventuell repariert werden. Generell kann man aber sagen, dass auch in den einfachsten Modellen mit nur drei Sternen schon ein Zeitaufwand von insgesamt mindestens einer Stunde steckt, da auch noch die Recherche und Suche in aller Herren Länder einen nicht unerheblichen Aufwand darstellt.
Sie haben bereits zahlreiche Modelle im Angebot, woher nehmen Sie die Inspiration für neue Modelle?
Ich schaue mich durchaus in der akutellen Mode um, aber auch in Stilrichtungen wie Steampunk, Dieselpunk, Fetisch, Gothic, Military, und Fantasy.
Nehmen Sie ebenfalls personalisierte Aufträge für die Schiffchen an?
Jawohl! Dies ist ein wesentlicher Punkt meines Angebotes. Auch wenn es immer ungefähr 60 verschiedene reproduzierbare Designs in meinem Sortiment gibt, macht doch ein Großteil der Anfragen den Wunsch nach einem individuell gestalteten Schiffchen aus. Daher gibt es auf meiner Webseite auch kein Shopsystem, sondern eine Galerie mit möglichen Modellen, weil wie gerade gesagt, der Wunsch nach Individualität in einem Shop so nicht umsetzbar wäre. Ich lege großen Wert auf Kundenkontakt mit direktem Einfluss des Kunden auf das Endprodukt und schneller Bearbeitung. Dieser Service kommt auch immer gut an.
Seit wann haben Sie auch die Vintage Militärmode in ihrem Sortiment und wie kam es dazu?
Vor knapp zwei Jahren begann ich auch Oberbekleidung, wie Uniformjacken, Hemden, aber auch Röcke und andere seltene militärische Kleidungsstücke und Accessoires in mein Sortiment aufzunehmen. Es kamen einfach immer mehr Anfragen, ob ich nicht auch anderes militärisches, wie nur Schiffchen besorgen könnte. Daher hörte ich auf meine Kunden und erweiterte mein Angebot, was ich auch in Zukunft beibehalten werde.
Wie hat Ihnen die Anno 1900 gefallen und wo kann man Sie noch antreffen?
Als Händler hat man leider kaum die Möglichkeit, was von der Anno mitzubekommen, weil man immer viel am eigenen Stand zu tun hat. Dennoch ist die Anno aufgrund ihrer besonderen Lage und der Menschen immer ein tolles Erlebnis für mich und hat einen ganz starken Zauber, den man kaum erklären kann. Es ist eigentlich wirklich wie eine Zeitreise ins Jahr 1900 und hat einen festen Platz in meinem Leben.
Ich bin auch noch auf dem viktorianischen Weihnachtsmarkt in Saarburg anzutreffen und 2017 auf dem Fantasie- und Rollenspielkonvent FaRK in Landsweiler Reden in Deutschland/Saarland.